Eine Robbe am Starnberger See

Tagung über soziale Robotik an der Evangelischen Akademie Tutzing

Was macht ein weißen Sattelrobbenbaby am Starnberger See? Hat sie ihre schmelzende Heimat verlassen und sich im Oberland niedergelassen? Weit gefehlt! „Paro“, die kleine Robbe, ist kein Tier, sondern ein Roboter. Sie lebt und arbeitet in den drei Tagespflegen und zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften, die die Ambulante Krankenpflege Tutzing am See betreibt und wird zur Pflege und Betreuung von Menschen mit dementiellen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt.

Die etwa 60 cm lange Roboterrobbe ist mit moderner Sensorik und künstlicher Intelligenz ausgestattet: Sie reagiert auf Ansprache und Berührungen, bewegt sich, öffnet die Augen und gibt Laute von sich. Paro erinnert die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen an eigene Haustiere, lädt zum Kuscheln ein, aktiviert und fokussiert die Sinne und Aufmerksamkeit. Paro sorgt für Beschäftigung, Nähe und Interaktion und baut Brücken zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern und den betreuenden Personen auf.

Vom 28.-30.10.2022 macht Paro eine Dienstreise in die Evangelische Akademie Tutzing. Bei der Tagung „Roboterliebe! Drum prüfe, wer sich technisch bindet!“ stellen Armin Heil, Geschäftsführer und Pflegedienstleiter der Ambulanten Krankenpflege Tutzing, sowie Annemarie Ludwig, Leiterin der Tagespflege in Starnberg, ihre Arbeit mit Paro vor.

Die Tagung thematisiert den Umgang mit sogenannter sozialer Robotik und emotionaler Künstlicher Intelligenz. Dazu gehört auch die Frage, ob es eigentlich ethisch unbedenklich ist, demenziell erkrankten Menschen mit einer künstlichen Robbe etwas vorzugaukeln, das vielleicht gar nicht da ist. Sind Roboter in der Pflege nicht nur der nächste Schritt, auf echte Begegnungen verzichten zu können? Aber geht es nicht nur um Kuschelroboter in der Pflege. Längst können wir uns auf unseren Smartphones mit Apps unterhalten, hinter den komplexe Algorithmen stehen, die uns in ihren Antworten Gefühle und echte Freundschaft vortäuschen. Und letztlich tüfteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits an animierten Sexrobotern, die uns mit künstlicher Intelligenz Leidenschaft vorspielen und geheime Fantasien wahr werden lassen. Sind soziale Roboter unser Traum oder Albtraum? Sind Sie unsere neuen besten Freunde oder am Ende unsere engsten Feinde?

Renommierte Expertinnen und Experten im Feld emotionaler Künstlicher Intelligenz werden vortragen, was hier bereits Realität ist und wohin die Entwicklung führt. Werden wir in Zukunft Maschinen lieben? Und werden sie uns auch lieben?

Besondere Höhepunkte der Tagung sind die im Tagungspreis enthaltende Führung in der neuen Robotik-Ausstellung des Deutschen Museums in München, mit dem die Evangelische Akademie für die Tagung kooperiert, sowie eine Fernsehaufzeichnung für den ARD Bildungskanal alpha zur Frage: „Sind intelligente Roboter soziale Wesen?“ Am Samstagabend wird Emma Braslavsky aus ihrer Kurzgeschichte „Ich bin Dein Mensch“ lesen, die die Vorlage für den preisgekrönten Film gleichen Titels von Maria Schrader geliefert hat.

Tagung „Roboterliebe! Drum prüfe, wer sich technisch bindet“ 28.-30.10.2022 in Evangelischen Akademie Tutzing. Programm und Anmeldung (mit verlängerter Anmeldefrist bis 21.10.22) unter: https://www.ev-akademie-tutzing.de/veranstaltung/roboterliebe-drum-pruefe-wer-sich-technisch-bindet/ Für Fragen steht Cornelia Spehr unter spehr@ev-akademie-tutzing.de zur Verfügung.